Vermischtes

ARD-Reporter Armbruster bereut Reise nach Syrien nicht

GDN - Der in Syrien durch einen Scharfschützen lebensgefährlich verletzte ARD-Reporter Jörg Armbruster bereut seine Reise nicht. "Ich wäre gottfroh, wenn es nicht passiert wäre. Ich bereue auch, dass ich nicht nein gesagt habe, als unser Guide uns Richtung Altstadt gelotst hat. Die Reise selbst war so erkenntnisreich, und das gesammelte Material ist so stark, darauf möchte ich nicht verzichten. Aber ich glaube nicht, dass ich noch einmal nach Aleppo gehe", sagte er dem Nachrichten-Magazin "Der Spiegel".
Armbrusters rechter Unterarm ist wiederhergestellt. "Ich muss ihn jetzt trainieren, damit ich ihn wieder benutzen kann. Es war ein Volltreffer, die Nerven sind durchschossen. Im Augenblick ist er noch zu nichts zu gebrauchen, aber ich bin jeden zweiten Tag in Therapie. Ich hoffe, dass ich meine Hand dann in ein paar Monaten wieder einsetzen kann. Versprechen will mir das gerade keiner, aber das ist vielleicht auch gut so." Die Augenblicke des Anschlags schildert er so: "Wir kamen an einen Kreisverkehr, das war der Moment, in dem mein Instinkt mir sagte, hier stimmt etwas nicht. Es war eine Frage von Sekunden, aber es war zu spät. Als wir herausfuhren, peitschte von hinten der erste Schuss durch die Scheibe, der niemanden traf. Dann sofort der zweite, der mich erwischte, meine Hand zerstörte und in den Bauch vordrang. Dann war ich weg." Schutzwesten trugen Armbruster und sein Hörfunkkollege nicht. "Für uns galt die Aussage, es handle sich um eine sichere Gegend – sonst hätten wir sie natürlich getragen. Andererseits ist das auch bei Interviews keine leichte Entscheidung, gerade in den belebteren Vierteln, in denen die Menschen versuchen, ein bisschen normales Leben zu leben. Wenn sie da als Journalist eine Schutzweste tragen, schafft das eine enorme Distanz." Selbstkritisch äußert sich Armbruster zu seiner journalistischen Arbeit zum Rücktritt von Husni Mubarak. "Wir waren in einer Art Euphorie. Damals haben wir tatsächlich etwas die Distanz verloren. Heute beurteile ich die Dinge ganz anders. Ich dachte wirklich, es könne eigentlich nur besser werden. Aber schon nach wenigen Tagen war klar, dass es bloß ein Militärputsch war und das Militär sich mit den Muslimbrüdern verbündet."
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