Finanzen

Chinesischer Parteisekretär Luo Zhijun: "Strafzölle sind kurzsichtig"

GDN - Der Parteisekretär der chinesischen Küstenprovinz Jiangsu, Luo Zhijun, bezeichnet die von der EU verhängten Strafzölle gegen chinesische Solarzellenhersteller im Interview mit dem "Handelsblatt" (Donnerstagausgabe) als kurzsichtig. "Wir sind ja nur ein Teil einer langen industriellen Kette. Wir kaufen viele Vorprodukte in der EU, vor allem auch in Deutschland. Diese Unternehmen leiden nun auch darunter", sagt Luo.
Für zu hohe Subventionen sei nicht der Staat verantwortlich, sondern die chinesischen Banken. "Die geben ihr Geld Unternehmen, von denen sie hoffen, dass sie ihre Zinsen auch pünktlich zahlen können. Manchmal klappt das nicht. Aber Verluste oder gar Bankrotte sind normale Erscheinungen in jeder Marktwirtschaft. Auch in der sozialistischen Marktwirtschaft. Interessant ist, dass viele sachkundige Persönlichkeiten in der EU unsere Position teilen." Die neue chinesische Regierung setzte nicht länger auf Wirtschaftsboom um jeden Preis. Trotz wirtschaftlicher Belastung sollen Einnahmen auch in Regionen transferiert werden, in denen sie nicht schnell Wachstum generieren: "Der Süden ist mit einem Pro-Kopf-Einkommen von 20.000 US-Dollar auf Spitzenniveau in China. Im Norden unserer Provinz haben die Menschen nur ein Drittel davon. Wir versuchen nun mit aller Kraft, diese Ungleichgewichte abzufedern. Gleichzeitig müssen auf nationaler Ebene die entwickelten Küstenprovinzen den weniger entwickelten Provinzen im Hinterland wie Xinjiang oder Qinghai unter die Arme greifen. Wir stehen in der Verantwortung, dies zu tun", sagt Luo. Luo betont, dass chinesische Unternehmen noch nicht innovativ genug seien. Je innovativer die chinesische Wirtschaft werde, desto enger könnte sie auch mit deutschen Unternehmen auf Augenhöhe zusammenarbeiten. Bezüglich Wachstum sieht er Nachholbedarf: "Unser Wachstum ist nicht nachhaltig. Wir müssen also nachhaltiges Wachstum generieren. Wachstum, welches weniger auf Staatsinvestitionen setzt. Und drittens hängen wir zu sehr von Auslandsinvestitionen und Exporten ab, was angesichts der weltwirtschaftlichen Herausforderungen zunehmend schwierig ist. Wir müssen also die Binnennachfrage ankurbeln."
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