Kultur

Familie Schulenburg gibt geraubte Bücher an Russland zurück

GDN - Die Nachfahren von Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg, Hitlers letztem Botschafter in Moskau, wollen Dutzende wertvolle Bücher aus ihrem Familienbesitz an die Schlossbibliothek in Pawlowsk bei Sankt Petersburg überstellen. Die Bücher wurden im Zweiten Weltkrieg vom "Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg" aus dem Zarenschloss entwendet und Schulenburg geschenkt.
"Ich finde es sehr gut, dass wir in diesem aufgeheizten Klima ein positives Zeichen setzen können", sagte Stephan Graf von der Schulenburg, ein Großneffe des Diplomaten und Widerstandskämpfers, am Sonntag der "Süddeutschen Zeitung". "Natürlich sind die Bücher gestohlen. Und natürlich müssen sie nach Russland zurückkehren." Die in Russland seit 70 Jahren vermissten Bücher stammen aus der Bibliothek der Kaiserin Maria Feodorowna (1759 bis 1828), einer gebürtigen Prinzessin von Württemberg. Unter ihnen befinden sich "Lessings sämtliche Schriften" in der dreißigbändigen Ausgabe von 1771, Mirabeaus Briefe, 1792 in Paris veröffentlicht, und die Memoiren von Marie Antoinette, erschienen 1823 in Paris. Stephan Graf von der Schulenburg sagte, ihm sei bisher unbewusst gewesen, dass die Bücher aus Pawlowsk stammten. Erst als die "Süddeutsche Zeitung" ihn vergangene Woche mit einer Liste geraubter Bücher konfrontierte, habe er sie zuordnen können. Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg hatte Hitler vor dem Russlandfeldzug gewarnt und wurde nach seiner Rückkehr nach Berlin politisch kaltgestellt. Er schloss sich der Widerstandsbewegung an und wurde nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 hingerichtet.
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