Vermischtes

Niedriglöhne und deren Folgen

Arm trotz Rente

GDN - Die Grenze zwischen einem normalen und einem besonders niedrigen Lohn zieht das Statistische Bundesamt bei 10,36 Euro pro Stunde. Das entspricht zwei Dritteln des mittleren Lohns, der in Deutschland gezahlt wird. Wer weniger als diesen Betrag bekommt, gilt als Niedriglohnempfänger.
Im Jahr 2010 - neuere Zahlen gibt es nicht - betraf das jeden Fünften oder etwa sieben Millionen Menschen in Deutschland. In der "ZDF.reportage: Arm trotz Rente - Niedriglöhne und die Folgen" haben die Autorinnen Nicola Graef und Eva Fouquet Menschen begleitet, die immer in die Rentenkasse eingezahlt haben und heute dennoch ohne staatliche Hilfe oder zusätzliche Jobs kaum überleben können. Der Film, den das ZDF am Sonntag, 18. November 2012, 18.00 Uhr, ausstrahlt, thematisiert ein drängendes gesellschaftliches Problem. Denn auf viele Berufstätige aus dem heutigen Niedriglohnsektor könnte im Alter ein großes finanzielles Problem zukommen.
Mir stellt sich aber die berechtigte Frage: Ist der Ruhestand überhaupt der richtige Ansatzpunkt, um Armut zu bekämpfen? Müsste man nicht schon früher ansetzen - bei denen, die heute niedrige Löhne verdienen? Wer Altersarmut wirklich verhindern will, sollte sich die Situation der Taxifahrer, genauer anschauen . Denn die folgen in der traurigen Rangliste der Niedriglohnzahler an zweiter Stelle.
35 Jahre lang hat Helga Z. in die Rentenkasse eingezahlt. Als Rentnerin muss die heute 71-Jährige von 466 Euro im Monat leben. Sie war als Bürokauffrau fest angestellt und führte freiberuflich ein Bekleidungsgeschäft. Von den 1400 DM pro Monat, die ihr ein Rentenberater vor vielen Jahren in Aussicht gestellt hatte, ist heute nicht mehr die Rede. Sie muss dazuverdienen, ist ständig auf der Suche nach neuen Jobs. Weil sie ihre Miete allein nicht mehr bezahlen kann, plant sie, ein Zimmer unterzuvermieten.
So wie Helga Z. geht es vielen Rentnern in Deutschland - Tendenz steigend. Der demoskopische Wandel lässt erahnen, dass es in den kommenden Jahrzehnten noch härter werden wird. Arbeiten, in die Rentenkasse einzahlen und dennoch nicht davon leben können - das betrifft all jene, die im Niedriglohnsektor arbeiten, darunter viele Friseure. Die ZDF-Reporterinnen stellen eine Friseurmeisterin aus Brandenburg an der Havel vor, deren Nettoverdienst sich pro Monat auf zirka 1000 Euro beläuft. Sie sagt: "Das Friseurhandwerk ist einfach meine Leidenschaft. Ich glaube, ansonsten würde ich den Beruf schon lange nicht mehr ausüben. Der Verdienst ist einfach zu schlecht."
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