Finanzen

Deutsche Ökonomen kritisieren US-Attacke gegen deutsche Exportpolitik

GDN - Mit Unverständnis haben deutsche Ökonomen auf die Kritik der US-Regierung reagiert, Deutschland schade mit seinem Leistungsbilanzüberschuss dem Euroraum und der Weltwirtschaft. "Das amerikanische Finanzministerium weiß nicht, wovon es spricht", sagte Michael Hüther, Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW), der "Welt".
Der deutsche Erfolg im Außenhandel beruhe nicht auf niedrigen Löhnen, sondern auf wettbewerbsfähigen Unternehmen. Deutschland sei in der exportstarken Industrie ein Hochlohnland. "Deutsche Unternehmen arbeiten zudem häufig in Segmenten, die die Industrien anderer Länder gar nicht bedienen können." Die Vorwürfe, Deutschland habe eine zu schwache Binnennachfrage, seien schlichtweg falsch: "Dank der stabilen Beschäftigung und dank steigender Reallöhne wächst die Inlandsnachfrage sehr kräftig und hat gegenüber dem vergangenen Jahrzehnt enorm zugelegt." Ähnlich urteilt auch Roland Döhrn, Konjunkturchef des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI): "Wer Deutschland empfiehlt, die Binnennachfrage zu stärken, sollte sich erst mal die Zahlen ansehen", sagte Döhrn der "Welt". Nur rund 15 Prozent der privaten Konsumausgaben entfielen auf Importe, mehr Binnennachfrage hätte deshalb einen sehr geringen Einfluss auf die Importe. "Hinzu kommt, dass sich bei vielen Gütern die Importquoten gar nicht mehr steigern lassen." Der Anteil ausländischer Marken bei den verkauften Autos sei beispielsweise schon sehr hoch, und bei Gütern wie Elektrogeräten liege der Anteil ausländischer Fabrikate bei fast 100 Prozent. Auch Anton Börner, Chef des Außenhandelsverbands BGA, zeigt wenig Verständnis für die Schelte aus Übersee. "Die Kritik der deutschen Exportstärke ist ein alter Hut und wird auch durch ständiges Wiederholen nicht richtig", sagte er der "Welt". "Wir bieten Spitzenprodukte und Topqualität, die weltweit viele Abnehmer findet. Wenn andere Länder nicht ihre Wettbewerbsfähigkeit erhöhen, werden die Überschüsse auch künftig so hoch bleiben." Als ein kleines Land im Weltmaßstab hätte die Bundesrepublik gar keine Alternative, als Produkte weltweit anzubieten, sagte der BGA-Präsident.
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