Kultur

GERMAN POP in der Schirn Kunsthalle Frankfurt

DIREKT, IRONISCH, LAUT


Wolf Vostell; Dutschke, 1968 (Ausschnitt) (Quelle: VG Bild-Kunst, Bonn 2014)
GDN - Die Schirn Kunsthalle Frankfurt präsentiert vom 6.November 2014 bis zum 8.Februar 2015 eine umfassende und überraschende Ausstellung zu einem bisher kaum beachteten kunsthistorischen Phänomen: die deutsche POP ART der 1960er-Jahre.
Der Herbst steht im Zeichen der Pop Art. Ab dem 6. November 2014 präsentiert die Schirn Kunsthalle Frankfurt erstmals ein breites Panorama der Pop Art in ihrer spezifisch deutschen Variante. Pop, der in Großbritannien und den USA seinen Anfang nahm und sich dort rasch als gattungsübergreifende Universalkultur etablierte, erfuhr in den 1960er-Jahren in der noch jungen Bundesrepublik Deutschland eine originelle künstlerische Ausprägung.
Die in Westdeutschland lebenden Künstlerinnen und Künstler wie Thomas Bayrle, Christa Dichgans, K. H. Hödicke, Konrad Klapheck, Ferdinand Kriwet, Uwe Lausen, Sigmar Polke oder Gerhard Richter setzten sich - im Gegensatz zu den angloamerikanischen Künstlerkollegen mit ihrem oft plakativen und glamourösen Vokabular - in ihren Arbeiten mit den weniger grandiosen Banalitäten des deutschen Alltagslebens auseinander, ironisierten die kleinbürgerlichen Geschmacksideale und die beklemmende und trügerische Gemütlichkeit der 1960er-Jahre.
Werner Berges Die Beiden, 1967
Quelle: DavisKlemmGallery
KRIWET Neon-Text 1-4
Quelle: BQ, Berlin Foto: Franz Wamhof, ZKM
Sigmar Polke Junge mit Zahnbürste, 1965
Quelle: Estate of Sigmar Polke / VG Bild-Kunst, Bonn 2014
Das Konzept der Ausstellung beleuchtet die vier maßgeblichen Zentren der Pop Art in Deutschland: Düsseldorf, Berlin, München und Frankfurt am Main. Sie brachten die Pop Art in ihrer Schlüsselphase als eigene großstädtische Kunstform zur Ausprägung. “German Pop“ vereint rund 150 Kunstwerke und Dokumentationsmaterialen von 32 Künstlerinnen und Künstlern, darunter sowohl etablierte als auch längst vergessene und weitestgehend unbekannte Protagonisten der deutschen Pop Art. In der Ausstellung sind beeindruckende und überraschende Arbeiten zu sehen, die teils seit Jahrzehnten nicht mehr ausgestellt wurden oder sogar noch nie öffentlich zugänglich waren.
“Pop Art ist nicht nur ein einzigartiges Kapitel der Kunstgeschichte. Pop ist ein Lebensgefühl. Insbesondere German Pop kennzeichnet einen subversiven Wandel in der Gesellschaft, der bis heute in unserem Alltag, aber auch in der Kunst bemerkbar ist. Unsere große Überblicksausstellung führt erstmals die unterschiedlichen Manifestationen und Wurzeln der deutschen Pop Art hier in Frankfurt in einer weitgreifenden Präsentation zusammen“, betont Max Hollein, Direktor der Schirn Kunsthalle Frankfurt.
Jenseits einer “Coca-Colonisierung“ entwickelten die deutschen Künstlerinnen und Künstler eine eigene Ausprägung der Pop Art, die gleichsam auch einen Bruch mit der deutschen Hochkultur bedeutete: So wurde die Formensprache einer Gartenlaube zu einem abstrakten Muster verarbeitet und Bügelbretter wurden zu bildwürdigen Motiven. Pop ist direkt und für jeden Betrachter unmittelbar zugänglich. Auch wenn Amerika das Zentrum der damaligen Kunstwelt war und alle Blicke dorthin schweiften, blieb der deutsche Pop mit seinem historischen und kulturellen Hintergrund spezifisch.
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