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Ist aus Mallorca eine Abzocke geworden?

Abzocke Malle?


Das Personal des Iberostart ist fabelhaft (Quelle: U.E.Rembor)
Strand von Cala Millor
(Quelle: U.E.Rembor)
GDN - Das IBEROSTAR Hotel Cala Millor macht von außen einen sauberen, modernen, klar strukturierten aber auch unterkühlten Eindruck.
Von einem 5 Sterne Hotel hätte ich erwartet dass ein dienstbarer Geist am Eingang beim Gepäcktragen hilft, und wir nicht die Koffer alleine die Rampe hochschleppen müssen.
Die Küste bei Cala Millor
Quelle: U.E.Rembor
Der Empfang an der Rezeption ist aber wieder gewohnt super-freundlich. Jeder ist hier aufrichtig kinderlieb, begrüßt unsere Tochter, spricht sie mit Namen an und ist ausgesprochenen nett. Zur Begrüßung gibt es ein Glas Sekt und Saft für die Kids. Die Zimmer sind groß, sauber aber gemütlich geht anders. Strahlend weiß und minimalistisch eingerichtet glaube ich eher ich bin in einer modernen Schönheitsklinik als in einem Hotel. Die Familiensuite hat direkten Meerblick und einen großzügigen Balkon, aber wie alle Suiten bisher den Makler dass das Bett unserer Tochter weder eine Sicht- noch eine Schallblende hat, so dass wir Eltern am Abend aufs Fernsehen und andere Aktivitäten verzichten müssen weil die schlafenden 6jährigen sonst nicht schlafen könnten. Der nächtliche Lärmpegel geht gar nicht. Die abendlichen Shows finden genau unserem Zimmer statt und die Wände sind so dünn dass wir genau wissen welcher Nachbar gerade welche Fernsehsendung schaut. Da es keine eigene Bühne oder einen eigenen Saal oder Bau für die Shows gibt, finden diese in der Mitte der Anlage statt, so dass alle Zimmer beschallt werden, und zwar mit Schmackes. Das macht das Hotel für Familien mit Kleinkindern die am Abend schlafen müssen und für ruhesuchende Urlauber ungeeignet.
Charter Yacht von Sea Riders Cala D´Or
Quelle: U.E.Rembor
An Ausschlafen ist ebenfalls nicht zu denken, denn das morgendliche Stühlerücken im Restaurant, wenn die Möbel ausgerichtet werden, hört man ebenfalls klar, deutlich, laut und anhaltend. Das Publikum im Speisesaal ist schlechter gekleidet als die Angestellten und alleine die Tatsache dass es das Management für notwendig erachtet, zu bitten dass beim Abendessen lange Hosen getragen werden, ist ein erschütterndes Zeichen bezüglich der Gästequalität. Das Buffet sieht sehr gut aus, die Köche freundlich, auch wieder ausgesprochen kinderfreundlich, aber die Speisen sind alle ungewürzt und schmecken einheitlich nach nichts, Fleisch, Fisch und Seafood konsequent übergart, furztrocken und / oder angebrannt. Die beiden Indoor und Outdoor Pools sind klein und bieten keine Besonderheiten. Whirlpools, Swim-In Bar oder andere Attraktionen fehlen gänzlich. Nachdem wir eine Familien Suite bezahlt hatten und drei Betten belegen, wollten wir gerne auch 3 Liegen auf unserem Balkon haben. Auf meine Bitte uns noch eine weitere Liege zu beschaffen erhalte ich die Antwort “das wird schwierig“ und es passiert nichts, und das obwohl an den Seiten der Poolanlagen noch etliche ungenutzte Liegestühle stehen. An was es in diesem Falle mangelt ist klare Servicebereitschaft. Nach wiederholtem Urgieren wurde die Liege nach 2 Tagen geliefert, und auch der schwergängige Schranktür wurde nach 2 Tagen und mehrfachem Reklamieren repariert.
Leuchtturm von Porto Colom
Quelle: U.E.Rembor
Insgesamt frage ich mich, was genau hier den 4 Sterne Luxus ausmacht, und das All Inclusive ist so inclusive nicht, denn außer Essen und Getränken ist genau nichts inclusive. Das Eis am Stiel müssen wir extra bezahlen. Da wird in anderen IBERSTAR Hotels deutlich mehr angeboten, z.B. kostenlose Sportmöglichkeiten oder eine gefüllte Zimmerbar, zumindest ein Zimmerservice, wenn auch bezahlt, doch selbst den gibt es hier nicht. Zum ersten Mal ertönt bei uns der ABZOCKALARM. Ein echtes Ärgernis ist der Lift, der wirklich dauernd kaputt war. Wer im 3. Stock wohnt und in den Spa in den Keller, die Bar im Erdgeschoß oder die Restaurants möchte und seinen schweren Seesack für den Segelausflug die Treppen hoch- und hinunterschleppen muss, der verflucht schnell die Haustechnik die nicht in der Lage ist für einen funktionierenden Lift zu sorgen. Erst am Tag unserer Abreise kamen wir darauf, dass es einen zweiten Lift gegeben hätte - auf die Idee diesen etwas verstecken Aufzug auszuschildern ist leider niemand gekommen! Der Strand ist sehr schön, das Wasser türkis und warm, Shops und Wassersport werden vor Ort geboten aber das Hotel verfügt nicht über einen eigenen Strand und keine Liegen und so muss der IBEROSTAR Gast kostenpflichtig € 8.- / Tag Liege und Schirm mieten. Gut, das ist kein Betrag der weh tut, aber für ein all inklusive Ressort das richtig Geld kostete, schon ein bisserl dürftig. ABZOCKALARM.
Im Katmandu Park steht angeblich Alles Kopf
Quelle: U.E.Rembor
Trotzdem bekommt das IBEROSTAR von mir eine Empfehlung, und die ist ganz alleine der Verdienst des Personals. Hier ist jeder Einzelne mit Herz und Seele Gastgeber, überaus freundlich, herzlich und ehrlich um das Wohl des Gastes bemüht. Unsere Tochter bekam sogar eine Plüschfigur des IBEROSTAR Maskottchens Starky geschenkt, das ich and er Rezeption eigentlich kaufen wollte. Es mag Mängel am Hotel und der Organisation geben, aber letztendlich ist es die Gastfreundschaft und das Personal das einen Urlaub zum Genuss oder zur Enttäuschung macht, und hier punktet IBEROSTAR ganz klar. An einem unserer Urlaubstage unternehmen wir einen Tagesauflug mit dem Mietwagen nach Magaluf in der Nähe der Inselhauptstadt Palma. “Varell“ heißt die Autovermietung die uns die Reiseleitung und das Hotel empfiehlt. Schnell wird hier klar, dass nicht empfohlen wird was dem Gast gut tu, sondern wo es wohl die höchste Provision für das Hotel gibt. Bei Sixt, Herzt oder Eurpücar wäre das Mietfahrzeug wohl pünktlich bereitgestellt worden. Bei Varell soll der Wagen gegen 9.30 geliefert werden, kommt aber um 10 Uhr an. Das ist doppelt ärgerlich denn erstens kommen wir so viel später los als geplant und der halbe Tag ist bereits gelaufen als wir in Magaluf ankommen, und zweitens zahlen wir für einen ganzen Tag und nicht für einen halben. Da nutzt es auch nichts dass der Vermieter dann die Rückgabezeit von 8 Uhr Abend auf 10 Uhr abends “verlängert“ denn gebraucht hätten wir das Auto morgens und nicht um 10 Uhr abends. ABZOCKALARM. Am Donnerstag machen wir also den Ausflug nach Magaluf, weil wir von dem Freizeitpark “Katmandu“, dem “verrückten Haus“ gelesen haben. Das klingt lustig. Schon von weitem sieht man einen riesigen Yeti an der Fassade des Ressort-Hotels Katmandu hochklettern. Wir sind gespannt was sich hinter dem Thema verbirgt. Eine Schneelandlandschaft auf Mallorca? Eine Seilbahn? Ein Monster-Ride? Das “verrückte Haus“ steht komplett auf dem Kopf und wir nehmen an das drinnen ebenfalls alles auf dem Kopf steht oder irgendwie mit Katmandu und dem Yeti zu tun hat.
Qualle
Quelle: U.E.Rembor
Aber da steht gar nix auf dem Kopf. Ein völlig zusammenhangloses Sammelsurium aus Suchbildern, Schaukästen, 3-D Clips und kuriosen selbstgebastelten Maschinen und Robotern, wie ein altmodisches Kuriositätenkabinett auf der Kirmes, und ziemlich langweilig. Das Essen (wir ordern Hamburger und Pommes sowie Nachos) ist kalt und ohne Geschmack. Servierten oder Besteck gibt es nicht. An der Warteschlangen gibt es Null Information über Wartezeiten und selbst bei wenig Besuchern ist das Personal hoffnungslos überfordert, schlecht organisiert und wenig freundlich. Das Ganze ist mit rund € 80.- Eintritt für 2 Erwachsene und ein Kind völlig überteuert für die Attraktionen die teilweise kaputt oder geschlossen sind, zumal in diesem Preis noch nicht einmal alles sondern nur 4 Attraktionen enthalten sind. Ganz großer ABZOCKALARM. Am Freitag chartern wir eine Llaut Currican 42 bei Sea Riders in Cala d` or. Als wir ankommen beginnt gerade ein heftiges Gewitter und obwohl ich als Segler schweres Wetter gewohnt bin, will ich meiner noch nicht so hochsee-gewohnten Familie zu viel zumuten und bin unsicher ob wir auskaufen sollen. Mike, der Chef von Sea Riders sieht es ebenfalls gelassen. Überlegt es Euch, wartet einen Stunde ab, lauft aus, wenn ihr zurück kommt weil es nicht geht - kein Problem, ich gebe Euch das Geld zurück. Das ist mehr als fair. Zwar ist es bei Bootscharter üblich nicht auf dem Mietvertrag zu bestehen weil kein Segler oder Yachtie aus Angst um sein verlorenes Geld trotz mangelnder Erfahrung und schweren Wetters auslaufen soll, aber das Angebot auf dem Schiff zu warten und auch probehalber auszulaufen ist großzügig. Nach einem Blick in den Himmel und einem Check mit dem Seewetterbericht entschließen wir uns doch auszulaufen, und werden augenblicklich mit dem herrlichsten Wetter belohnt. Das viel schnellere Gewitter hat uns überholt, die Regenfront ist über uns hinweggewischt und aufs offene Meer gezogen. Da wir die Küste entlang fahren, betrifft es uns nicht mehr.
Papageibesuch
Quelle: U.E.Rembor
Wir verbringen einen herrlichen Tag auf dem Meer und legen abends wieder in den wunderschönen und eleganten Yachthafen Cala d`Or an. Direkt an der Hafenpromenade befinden sich unzählige erstklassige Restaurants, Bars und Bootsausstatter. Wir steigen von der Schiffsplanke herab und gehen die Treppe hinauf, keine 10 Meter. Im Restaurant Portofino werden wir sehr freundlich angesprochen und auch hier werden wir mit kinderfreundlichen Angeboten verlockt. Die Karte ist vorzüglich, das Essen absolut erstklassig und die Preise zu unserer Überraschung und zu unserem Unverständnis für die Qualität und Üppigkeit der Gerichte ein Witz. Ich zahle für einen absolut großzügigen Hummer Thermidor ganze 19 Euro! Cala d`Or und das Restaurant Portofino erhalten ganz klar 5 Sterne. Hier herrscht das Gegenteil von Abzocke: Weltklasse Preis / Leistung. “Mini-Mallorca“ heißt der Anbieter von Kinderprogrammen der “Kinderaugen zum Leuchten“ bringen will. Für unsere 5jährige Tochter buchen wir eine Piratenfahrt. Das Kinderprogramm für einen ganzen Tag kostet € 38.- und für uns Erwachsenen jeweils € 54.- Wir sind gespannt was wir dafür geboten bekommen. Samstag um 9 Uhr werden wir abgeholt. Die Reiseleiterin und Piratenkapitänin Doris ist wirklich gut und gibt sich super-viel Mühe. Als Pirat verkleidet begrüßt Sie die Kinder, merkt sich alle Namen in Rekordzeit und schafft es tatsächlich, den ganzen Tag alle Kinder bei Laune zu halten, zu unterhalten, zu schlichten, zu trösten und Null Langeweile aufkommen zu lassen. Zuerst geht die Fahrt auf die Rancho Grande, eine große Ranch mit vielen Tieren. Dort dürfen Enten besucht, Kühe, Meerschweinchen, Ferkel, Schildkröten, Katzen, Hunde und sogar Papageien gestreichelt und gefüttert, Strauße und Lamas angeschaut werden, sogar einmal Ponyreiten und ein Spielhaus sind inklusive. Das ist ein beeindruckender Auftakt, zumal auch die Eltern mit kleinen Mutproben wie Papageien Küssen und Kuh zähmen eingebunden werden. Einzig wir hätten uns gewünscht dass hier ein Getränk mit angeboten wird, denn bei hochsommerliche Hitze auf der Ferieninsel ist die Zeit bis zum Mittagessen zu lang und Klein und Groß sind durstig. Weiter ging die Fahrt auf einen Berg in eine kleine, sehr hübsche Kirche. Erstaunlich wie spannend man religiöse Legenden für Kinder aufbereiten kann. Das Jesuskind wurde zu einer “Wünsche-Puppe“ so dass auch Kinder anderer Religionen inkludiert wurden, und anstatt gebetet wurden gewünscht. Anschließend fand die erste Schatzsuche statt und es war natürlich so organisiert dass alle Kinder einen Schatz fanden, und zwar den gleichen, damit es keine Enttäuschung gab: Eine leistungsstarke Wasserpistole für den Strandausflug!
Schatzkisten für die Piratenkinder
Quelle: U.E.Rembor
Danach ging es in eine große, aber recht heruntergekommene Hazienda zum Essen. Was sich hier abspielte zerstörte leider den bisherigen guten Eindruck zu Gänze. In einem engen Hinterzimmer einpfercht mussten sich Kinder und Erwachsene dicht an zwei lange Tischen drängen, wären im eigentlich Lokal, hübsch dekoriert, sauber und mit durchaus attraktiver a la cart Auswahl die Gäste niedersetzen durften, die nach dem Verständnis des Patron nicht zur zweitklassigen Kategorie von Bus-Reisegruppen gehörten. Eine entsprechende, höflich und diskret vorgebrachte Reklamation des Reiseleiters führte zu einem augenblicklichen lautstarken und wüsten Ausbruch des cholerischen Patrone der meine es sei sein Lokal und er bestimme hier. Bei so wenig Kundenorientierung und Unfreundlichkeit sollte man alleine deswegen den Ausflug boykottieren. Das Mittagessen war eine glatte Frechheit: Während den Kids noch Pommes und Fischstäbchen serviert wurde, mussten sich die Erwachsenen an kalten Broten mit Tomaten, Käse und - bei Glück bei jedem 5ten Brot- mit Schinken begnügen. Hungrig und sehr unzufrieden verließen wir das Etablissement. Während die Kinderpreise mit € 38.- Euro ein echt gutes Preis 7 Leistungsverhältnis waren, wenn man die enthaltenen Leistungen, das Mittagessen und die Geschenke bedenkt, so waren die € 54.-pro Erwachsenen eine eiskalte Abzocke die nicht einmal die Hälfte des Preises wert waren. Das ganze grenzte eigentlich genaugenommen bereits an Betrug, denn der Reiseleiter im Hotel der uns den Ausflug verkaufte, versicherte uns, dass es zu Mittag ein schönes BBQ gäbe. Am Nachmittag ging es an den Strand, die Kinder, immer noch und durchweg wirklich gut betreut und versorgt, fanden zweimal weitere Schätze und durften eine Flaschenpost ins Meer werfe, die 2 Tage später bereits von Jack Sparrow beantwortet wurde! Auf der Rückfahrt wurde dann noch eine DVD des Tagesausflugs für überteuerte € 25.- angeboten und recht frech um Trinkgeld gebeten. Ich persönlich hasse das, denn Trinkgeld ist eine freiwillige Listung für guten Service und verliert seine Bedeutung wenn es eingefordert wird, speziell bei ohnehin überteuerten Preisen. Mini-Mallorca hat zwar sehr nette und kompetente Mitarbeiter und bietet Kindern ein echt gutes Programm, ist aber ein echter und lautstarker ABZOCKALARM.
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