Politik

Missbrauchsbeauftragter kritisiert Bundesregierung

GDN - Der Unabhängige Beauftragte der Regierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, hat zahlreiche Versäumnisse von Bund und Ländern im Umgang mit den Opfern sexueller Gewalt scharf kritisiert. Von den teilweise seit Jahren versprochenen Hilfsangeboten und Gesetzesinitiativen sei bei den Betroffenen bisher "fast nichts" angekommen, sagte Rörig dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel".
Das sei "enttäuschend und frustrierend". Rörig warf Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) vor, in den Verhandlungen mit den Ländern über 100 Millionen Euro für einen Hilfsfonds bis heute nichts erreicht zu haben. Mit dem Geld sollen Therapien für Missbrauchsopfer bezahlt werden. Auch eine Gesetzesinitiative der Bundesjustizministerin, mit der die zivilrechtliche Verjährungsfrist bei sexuellem Missbrauch von 3 auf 30 Jahre verlängert werden soll, schlummere seit 20 Monaten in einem Ausschuss des Bundestags. "Weder der Ausschussvorsitzende noch die Ministerin konnten mir bisher erklären, warum das so lange dauert", beklagte Rörig. Das Schweigen der Regierung zu den angekündigten Hilfen nannte der Jurist "unerträglich". "Unglaubliche Defizite" sieht der Missbrauchsbeauftragte auch bei den Bundesländern und Kommunen. So mangele es in weiten Teilen Deutschlands an Beratungsstellen für Missbrauchsopfer. Insbesondere für Jungen und Männer sowie für Menschen mit Behinderungen und Migrationshintergrund fehle es an speziell geschulten Ansprechpartnern. Rörig fordert, die Rechte und Befugnisse des Missbrauchsbeauftragten mit einer gesetzliche Grundlage zu stärken, um ihm zu ermöglichen, auf Länder und Kommunen einzuwirken.
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